Baumwolle & Leinen – Stoffkunde mit Näh- und Pflegetipps

Nähen

Naturstoffe aus pflanzlichen Fasern sind sehr beliebt. Mit den Trends rund um umweltbewusstes Leben und qualitativen Konsum wächst auch der Wunsch nach umweltbewusster Kleidung. Dafür sind Naturstoffe wie Baumwolle oder Leinen ideal! Aus was genau diese Stoffe bestehen, wie sie hergestellt werden und was du beachten solltest, kannst du hier nachlesen. So kannst du mit Baumwolle oder Leinen im Nu dein nächstes Näh-Projekt zaubern!

Was sind Naturstoffe?

Naturstoffe oder Naturfasern werden aus der Zellulose von Pflanzen oder von Tieren gewonnen. Aufgrund ihres natürlichen Ursprungs sind sie seit Jahrhunderten ein wichtiger Bestandteil für die Stoffproduktion und Bekleidung von Menschen. Hier ist eine Liste der wohl bekannteren Naturstoffe:

Pflanzliche Naturstoffe:

  • Baumwolle
  • Leinen
  • Hanf
  • Jute
  • Bambus

Tierische Naturstoffe

  • Seide
  • Kaschmir
  • Wolle
  • Mohair
  • Leder

Die Fasern beider Arten werden jeweils zu Garnen gesponnen, die widerum zur Herstellung von Stoffen verarbeitet und gebunden werden. Aus den fertigen Stoffen entstehen dann Bekleidungen, Polster, Accessoires und vieles mehr. Schon längst sind diese Materialien nicht mehr nur für „Ökos“ und „Hippies“ verschrien. Ganz im Gegenteil: Die neuesten Trends gehen hin zu natürlichen Stoffen. Diese sind mit modernen Schnitten und besonderen Details genauso stylisch wie synthetische Vertreter.

Außerdem geht der heutige Naturtrend noch weiter. Stichwörter wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz und soziale Arbeitsbedingungen werden auch für den Endverbraucher immer wichtiger. Labels und Modemarken achten vermehrt oder einige neue Marken sogar ausschließlich auf fair produzierte Waren. Das macht die verwendeten Naturstoffe noch wertvoller und vor allen noch „natürlicher“! Oftmals erkennst du diese Biostoffe an Siegeln und Zertifikaten. Einige belegen den Verzicht auf Chemikalien, während andere sogar einen biologisch Anbau und soziale Arbeitsbedingungen in der Produktionskette garantieren. Wenn du mehr darüber lesen möchtest, schau dir unseren Beitrag über Biostoffe an. Dort findest du viele Tipps, wie du nachhaltige Stoffe erkennst.

Die wohl bekanntesten Naturstoffe sind immer noch Baumwolle und Leinen. Wie sie hergestellt werden und welche Vor- und Nachteile sie haben, erklären wir dir in diesem Beitrag.

Baumwolle

Baumwollstoffe

Baumwolle – jeder kennt sie und jeder hat sie garantiert schon einmal getragen. Sie ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt und macht noch heute den größten Teil der hergestellten Stoffe aus. Das betrifft sowohl gewobene als auch gestrickte Stoffe, wie z.b Jersey. Ursprünglich wird die Pflanze vor allem in tropichen und subtropischen Gebieten angebaut. China, Indien, Pakistan, Griechenland, die Türkei oder Mexiko sind einige der größten Baumwollproduzenten. Insgesamt gibt es 51 Arten von Baumwollpflanzen von den nur 4 als Nutzpflanzen angebaut werden.  Die Hochland-Baumwolle ist dabei die verbreiteste Anbaupflanze. Neben den Arten der Baumwolle entscheidet auch die Stapellänge der einzelnen Fasern der weichen „Bällchen“. Bei der Standard-Baumwolle sind sie etwa 25 – 30 mm lang. Eine handgeerntete Baumwolle von höherer Qualität wie z.B. die Pima-Baumwolle oder ägyptische Baumwolle kann bis zu 32 mm lange Fasern haben. Die längeren Fasern sorgen für festere und dünnere Fäden sowie Glanz und Robustheit.

Während Baumwolle in den Anbaugebieten schon lange für Bekleidung verwendet und gesponnen wird, fand das Material Anfang des 19. Jahrhunderts auch den Weg nach Europa. Mit der immer weiter wachsenden Textilindustrie, dem Aufkommen von Modelabels und dem Gebrauch von Heimtextilien, bestehen heutzutage 33 % der Textilien aus Baumwolle. Ob Shirts, Jeanshosen, Bettwäsche oder Vorhänge, die Pflanze ist in nahezu jedem Haushalt aufzufinden. Dafür wird die Naturfaser auch gern mit anderen Naturstoffen gemischt, beispielsweise Viskose oder Leinen.

Anbau und Verarbeitung

Gewonnen werden die Fasern von der Baumwollpflanze. Nach dem Aussäen dauert es einige Zeit bist die Pflanze wächst und schließlich eine Blüte trägt.

Blüte der Baumwollpflanze

Hellgelbe Blüte der Baumwollpflanze.

Nach dem Erblühen bilden die Blüten nach etwa 50 Tagen große Kapseln, die auch als Frucht bezeichnet werden.

Geschlossene Baumwollpflanze

Geschlossene Kapsel bzw. Frucht einer Baumwollpflanze.

Diese Früchte springen auf und weiße Samenhaare kommen zum Vorschein. Diese langen und bauschigen Haare sind für die Vermehrung entscheidend. Sie tragen die Pflanzensamen im Wind und sorgen für eine ausgewogene Wasserspeicherung. Damit kann sich die Pflanze schnell ausbreiten. Wenn diese Wattebällchen an den Pflanzen hängen, werden sie geerntet und getrocknet.

Baumwoll-Feld

Eine riesige Plantage voller erntereifer Baumwoll-Pflanzen.

Anschließend werden die flauschigen Knäule von Blättern und Samen befreit und die weichen Einzelfasern können weiter verarbeitet und zu großen Ballen gepresst werden. In der Spinnerei werden diese in die richtige Form gebracht und zu Baumwollgarnen gesponnen. Dazu werden die Fasern zu Garn verzwirbelt und zur Veredelung anschließend merzerisiert. Bei diesem Prozess werden die Garne gespannt und in Natronlauge getaucht. Durch dieses Natronbad quellen die Fasern auf und verdichten sich sodass der Faden reißfester ist. Außerdem verfeinert sich die Oberfläche und erscheint glatter und damit glänzender. Anschließend können diese entstandenen Garne zu Stoffen verwoben werden.

Vorteile von Stoffen aus Baumwolle

Baumwolle ist aufgrund seines natürlichen Ursprungs besser für die Haut als synthetische Fasern. Die Fasern sind atmungsaktiv und klimaregulierend. Damit kommst du garantiert nicht ins Schwitzen! Denn im Sommer und Winter transportiert die Faser Feuchtigkeit nach außen. Außerdem hält dich die Baumwolle im Winter trotzdem warm. Synthetikfasern würde hier lediglich dafür sorgen, dass du schwitzt. Da sie Schweiß nicht abtransporieren können und dich an kalten Tagen auch nicht warm halten, ist Baumwolle die bessere Wahl!

Für sensible Haut kannst du außerdem auf Biostoffe achten. Sie sind meist durch Siegel zertifiziert, die beispielsweise den Verzicht auf Pestizide und Chemikalien bestätigen. Damit kannst du sichergehen, dass deine selbstgenähten Schätze keine Hautirritationen hervorrufen. Außerdem sind diese Stoffe bestens geeignet für niedliche Baby-Bekleidung. Um die Bekleidung von Keimen zu befreien kannst du Baumwolle außerdem bei bis zu 95° waschen.

Da Baumwolle zusätzlich strapazierfähig und reißfest ist, kannst du schönes Spielzeug und Kleidung für die Kleinsten nähen. Mit den haut- und allergikerfreundlichen Eigenschaften sind die Kleinen nicht nur niedlich angezogen, sondern fühlen sich auch pudelwohl!

Mit weiteren Veredlungen wie Kunstharzen oder Silikon, werden Baumwollstoffe wasserabweisend und ganz einfach abwischbar. Solche Beschichtungen findest du auch beim Oilskin, der perfekt ist für Outdoorbekleidung oder Rucksäcke. Mit der einseitigen Beschichtung hält er auch Regen stand.

Hier noch einmal alle Vorteile im Überblick:

  • strapazierfähig und reißfest
  • nimmt Feuchtigkeit auf und transportiert sie ab
  • kochfest und dadurch auch hitzebeständig
  • lässt sich gut färben
  • hautfreundlich
  • allergikerfreundlich

Nachteile von Stoffen aus Baumwolle

Da Baumwolle Feuchtigkeit aufnehmen und speichern kann, behält sie diese auch beim Waschen länger in der Faser. Dementsprechend trocknet sie langsamer. Zudem kann sich die Baumwolle beim Waschen zusammenziehen und bis zu 10 % einlaufen. Mit der Krumpf-Veredelung wird diesem entgegengewirkt. Mit Hilfe von Dampf, Hitze und Druck wird der Stoff so gezielt geschrumpft, dass er beim späteren Waschen kaum bis gar nicht mehr einlaufen kann. Dadurch kannst du deine Kleidung viele Male waschen!

Die geringe Elastizität sorgt außerdem dafür, dass der Stoff schnell knittert. Bei einigen Stoffgemischen mit Baumwolle und beispielsweise Polyester kann dieses Knitterverhältnis verbessert werden. Allerdings leiden dann die positiven Eigenschaften wie der Feuchtigkeitstransport unter der Beimischung der synthetischen Faser.

Bezüglich der Produktion von Baumwollstoffen ist der Süßwasserverbrauch bei der konventionellen Herstellung ein großer Nachteil. Außerdem geraten die verwendeten Pestizide in den Boden und machen ihn zu großen Teilen unfruchtbar. Durch die immer größeren Mengen an Chemikalien sterben auch etliche Insekten, die den Pflanzen nicht schaden. Beim kontrollierten Bio-Anbau von Baumwolle wird auf diese Chemikalien meist verzichtet.

Hier noch einmal alle Nachteile im Überblick:

  • längeres Trocknen
  • evtl. Einlaufen
  • knittert schnell
  • hoher Wasserverbrauch beim Anbau
  • schädlicher Einsatz von Pestiziden beim konventionellen Anbau

Arten von Baumwollstoffen

Baumwollstoffe gibt es in ihrer Reinform mit 100%-igem Anteil wie beispielsweise bei Nessel, Batist oder Denim. Durch Mischungen mit anderen Fasern, wie Polyester, Polyamid, Viskose oder Modal erhält die Baumwolle andere Beschaffenheiten oder verbesserte Mermale. Speziell das Mischen mit Synthetikfasern verleiht der Baumwolle pflegeleichtere Eigenschaften und sie wird strapazierfähiger. Je nachdem, was du für ein Kleidungsstück nähen möchtest, solltest du nach den richtigen Spezifikationen suchen.

Weitere Baumwollstoffe sind beispielsweise:

  • Samt
  • Cord
  • Doppel- oder Feinripp
  • Interlock
  • Frottier
  • Molton
  • Popeline
  • Renforcé
  • Canvas
  • Musselin
  • Stoffe mit Köperbindung z.b. Denim oder Twill
  • Handarbeitsstoffe

Leinen

Leinenstoffe

Auch Leinen ist wieder beliebt und gerade als Naturfaser je nach Herstellungsart noch umweltfreundlicher als Baumwolle. Die hochwertigen Leinenstoffe sind vor allem für den Sommer ein Klassiker. Die Faser wird aus den Stängeln des Flachs oder Gemeinen Leinen gewonnen. Die Kulturpflanze gilt ebenfalls als eine der ältesten Nutzpflanzen und wird schon seit langem zu Stoff verarbeitet. Die schöne Bastfaser aus Bündeln ist nicht nur perfekt für sommerliche Kleidung, sondern auch kühlende Wohn-Textilien. Auch als Leinwand findet das traditionelle Material seine Anwendung.

Anbau und Verarbeitung

Die Flachspflanze ist zwar nicht wie Baumwolle auf tropisches oder subtropisches Klima angewiesen, allerdings weniger robust als die Baumwollpflanze. Sie benötigt ein maritimes Klima und wird daher oft in Küstennähe angebaut. Allerdings verträgt die zarte Pflanze keinen Frost. In Deutschland findest du im Norden einige Anbaugebiete der Flachspflanze.

Flachs-Pflanze

Beim konventionellen und ertragreichen Anbau kommen Mineraldünger und Pestizide zum Einsatz. Diese machen den schönen Leinen weniger umweltfreundlich und können später auch Irritationen auf der Haut verursachen. Beim biologischen Anbau, meist mit Bio-Siegel zertifiziert, kommen diese Mittel nicht zum Einsatz. Das heißt, die Pflanze kann natürlich wachsen.

Um aus dem Flachs später einmal den tollen Leinenstoff zu erhalten, werden die Pflanzen ausgerissen und geröstet. Dafür können 2 Methoden angewandt werden. Zum einen gibt es das Tauröst-Verfahren. Die ausgerissenen Pflanzen werden aufs Feld gelegt und mehrere Tage getrocknet. Die Feuchtigkeit des Taus wird genutzt um die Fasern vom Holz zu trennen. Mikroorganismen mit Enzymen lösen durch die Feuchtigkeit die Klebeverbindungen von Fasern und Holz. Bei dem umweltschädlicheren Wasserröst-Verfahren lösen Unmengen von Chemikalien versetztes Wasser diese Verbindungen und belasten mit dem Abwasser die Umwelt. Für die industrielle Herstellung ist dieses Verfahren deutlich schneller und mehr Fasern können geröstet werden.

Getrockneter Flachs

Getrockneter Flachs benötigt bei der Tau-Röstung mehrere Wochen damit sich die Fasern vom Holz trennen lassen.

Danach werden die Fasern herausgetrennt und gekämmt. In der Spinnerei werden sie zu Garn gesponnen, welches wiederum zu Stoffen gewoben wird.

Leinsamen

Übrigends sind Leinsamen bzw. Flachssamen auch auf Brötchen, in Bowls oder Brot ein Genuss!

Vorteile von Leinenstoffen

Leinen ist ein hervorragender Naturstoff mit hautsympathischen Eigenschaften. Neben einer guten Feuchtigkeitsaufnahme und dem Abtransport, ist Leinen ebenfalls reißfest und robust. Doch die wohl begehrteste Eigenschaft ist die kühlende Wirkung an warmen Tagen. Der leichte Leinenstoff nimmt nicht nur Schweiß auf und ist atmungsaktiv, sondern schafft durch glatte Garne ein wunderbar kühlendes Gefühl auf der Haut. Das macht ihn zum absoluten Sommerstoff!

Außerdem ist auch Leinen aufgrund seines natürlichen Ursprungs haut- und allergikerfreundlich. Das wird ebenfalls durch die glatte Struktur erreicht. Die ermöglicht auch eine antistatische und bakterizide Wirkung. Auch Schmutz bleibt an der glatten Oberfläche kaum hängen und es gibt nahezu keine Flusen- und Pillingbildung.

Je nach Produktions- und Anbauart ist der Leinenstoff deutlich umweltschonender als Baumwolle. Unter Verwendung der Tauröstung kann der Wasserverbrauch auf ein Minimum zum Anbau begrenzt werden. Außerdem müssen weniger Pestizide und Dünger verwendet werden. Beim biologische Anbau von Leinen, meist durch Bio-Siegel oder Bezeichnungen zertifiziert, finden diese Chemikalien keine Anwendung. Das macht den Leinen noch hautfreundlicher.

  • reißfest und robust
  • Feuchtigkeitsaufnahme
  • atmungsaktiv
  • fussel- und pillenfrei
  • haut-und allergikerfreundlich
  • antistatisch und antibakteriell
  • schmutzabweisend
  • kühlende Wirkung für den Sommer
  • umweltschonenderer Anbau bei Verfahren mit Tauröstung

Nachteile von Leinenstoffen

Aufgrund seiner unelastischen Eigenschaft ist Leinen bekanntlich ein sehr knitterfreudiger Stoff. Allerdings wird diese Eigenschaft auch oft als „Luxus-Knittern“. Doch wenn du mit dieser Eigenschaft leben kannst erhälst du einen perfekten Sommerstoff, der sich leicht auf der Haut anfühlt. Der schöne Naturstoff lässt sich außerdem schwieriger färben als Baumwolle und wird daher eher in Naturfarben hergestellt und verarbeitet. Allerdings erhält er dadurch einen tollen Vintage-Flair! Mittlerweile ist Leinen auch in vielen tollen Farben erhältlich. Allerdings bleicht die Leuchtkraft durch Lichteinwirkung und häufiges Waschen schneller aus.

Durch seine kühlende Wirkung hat der Leinen zudem geringe  wärmenden Eigenschaften. Daher bietet er sich vor allem als Frühlings- oder Sommerstoff an. Auch beim Waschen läuft Leinen gern ein und ist schwieriger zu Bügeln als Baumwolle. Außerdem ist Leinenstoff meist pflegeintensiver als Baumwolle und darf nicht gerieben oder gescheuert werden.

Bei der Produktion mit Tauröste ist der Wasserverbrauch deutlich geringer als bei der Baumwolle. Wird jedoch die Warmwasserröste zum Lösen von Faser und Holz verwendet, belastet auch dieser Stoff die Umwelt. Der Wasserverbrauch steigt hier stark an.

  • knittert leicht
  • lässt sich schwerer färben
  • darf nicht gerieben oder gescheuert werden
  • pflegeintensiver
  • läuft beim Waschen gern ein
  • unelastisch

Arten von Leinen

Reinleinen besteht zu 100% aus Leinen. Das bedeutet, sowohl Schuss- als auch Kettenfaden der Webung bestehen aus Leinen. Halbleinen hingegen ist ein Gemisch aus Leinen und Baumwolle. Dabei muss der Leinenanteil mindestens 40 % betragen. Diese Mischung macht das Leinen meist weicher und fließender. In Verbindung mit Viskose und einem geringeren Anteil Leinen ist das Material deutlich glatter. Allerdings wird dadurch auch die charakteristische Struktur des Leinen betont.

Eine weitere Art ist das Enzyn-washed-Leinen. Anstatt mit Chemikalien wird das Leinen bei diesem Verfahren mit Bio-Enzymen gewaschen und behandelt. Dadurch ist der Leinen weicher, weniger knitteranfällig und bekommt einen tollen, ausgewaschenen Used-Look. Besonders für Vintage-Schnitte und Kleider ist dieses Finish ein Hingucker!

Oft gibt es Leinen in Rein- oder Mischform auch als Handarbeitsstoffe für schicke Stickprojekte!

  • Reinleinen
  • Halbleinen
  • Leinengemische, meist mit Baumwolle oder Viskose
  • Enzym-washed-Leinen
    Enzym-washed-Leinen

    Enzym-washed-Leinen mit Used-Optik.

     

  • Stoffe aus Ramie-Fasern sind ähnlich zu Leinenstoffen. Allerdings werden sie aus der Ramie-Pflanze gewonnen. Diese gehört ebenso wie Leinen zu den ältesten Faserpflanzen der Welt. Allerdings wird Ramie in der Textilindustrie oft nur beigemischt, beispielsweise bei Leinen oder Baumwolle. So erhält der fertige Stoff einen schönen Glanz.

Pflegetipps für Naturstoffe

Wenn du lange Freude an selbstgenähten Shirts, Blusen und Sommerkleidern haben möchtest, solltest du stets auf Pflege- und Waschhinweise achten. Je nach Stoff bzw. Stoffgemisch können diese unterschiedlich sein. Hier findest du ein paar generelle Tipps zur richtigen Pflege von Baumwolle und Leinen.

Baumwolle richtig pflegen

Baumwolle ist recht pflegeleicht beim Waschen. Weiße oder naturbelassene Fasern können bei bis zu 95°C als Kochwäsche gewaschen werden. Dadurch kannst du Keime und Bakterein abtöten. Gefärbte Stoffe sollten hingegen maximal bei 60°C in die Maschine gelangen. Teilweise sind auch Waschhinweise bis maximal 40°C häufiger. Achte daher immer auf die direkten Waschhinweise zu einem Kleidungsstück oder Stoff. Kleiner Tipp: Wenn du die Stücke auf Links wäschst, bleiben Farben länger frisch und Aufdrucke oder Patches werden geschont.

Trocknen kannst du deine Baumwollbekleidung am besten an der frischen Luft auf der Leine oder einem Bügel. Auch der Trockner kann in einigen Fällen genutzt werden. Beachte allerdings dabei die Hinweise zu den einzelnen Stücken. Beim Bügeln solltest du ebenfalls die dementsprechende Temperatur einstellen. Bei tiefen Falten kann Dampf helfen.

  • weiße Baumwolle bei bis zu 95°C
  • bunte Baumwolle bis 60°, teilweise auch nur bis 40°
  • auf links waschen
  • auf der Leine oder dem Bügel trocknen
  • Trockner je nach Kleidungsstück möglich

Leinen richtig pflegen

Im Vergleich zur Baumwolle ist Leinen deutlich anspruchsvoller. Die Garne sind anfälliger für Reibung und können bei unsachgemäßer Behandlung eher kaputt gehen. Aus diesem Grund solltest du Leinen auch nicht in den Trockner werfen. Auch die trockene Hitze ist schädlich für den leichten Sommerstoff. Feuchtes Bügeln mit Dampf oder mit leicht feuchtem Kleidungsstück ist schonender für die Fasern.

Zwar ist Leinen robust, kommt allerdings beim Waschen an seine Grenzen. Daher ist der Schonwaschgang und eine geringe Schleuderzahl sehr viel angenehmer für den Stoff. So verliert das Leinen nicht zu viel Feuchtigkeit und kann entweder glatt trocknen oder feucht gebügelt werden. Auch ist es ratsam ein Feinwaschmittel und ein Wäschenetz zu verwenden, so ist dein Lieblingsteil noch einmal besser geschützt. Von Weichspüler solltest du bei Leinen die Finger lassen! Dieser könnte im schlimmsten Fall den Stoff beschädigen.

Bei naturfarbenem Leinengewebe, beispielsweise bei Bettwäsche, kannst du gegebenenfalls sogar bei 95°C waschen. Dabei werden gerade für Allergiker alle Keime abgetötet. Achte allerdings auch immer auf die direkten Pflegehinweise eines Kleidungsstücks oder Stoffs!

  • nicht in den Trockner geben
  • nur feucht und auf links bügeln
  • Schonwaschgang bei geringer Schleuderzahl
  • Fein- oder Colorwaschmittel, keine Bleiche verwenden!
  • auf Weichspüler verzichten
  • ggf. Wäschenetz verwenden
  • einzelne Leinengewebe können sogar bei 95°C gewaschen werden

Nähtipps für Baumwolle und Leinen

Zubehör zum Nähen mit Baumwolle & Leinen

Baumwolle und Leinen ohne Elasthan-Anteil gehören zu den Webwaren. Ob als Gemisch oder in Reinform sind sie ohne Elastizität gut zu verarbeiten. Besonders für Anfänger sind diese Stoffe zu Beginn leichter zu vernähen. Bei Stoffen mit Stretch-Anteil kann es bei ungeübten Nähern und Näherinnen zu unschönem Wellenwurf kommen.

Passende Projekte sind beispielsweise:

  • Kissen
  • Taschen jeglicher Art und Größe
  • Decken
  • Wohn-Dekorationen
  • Kinder- und Baby-Spielzeug
  • Bekleidung für Groß und Klein
  • und tausend andere Ideen!

1. Stoffe vorwaschen

Bevor du mit deinem Nähprojekt loslegst, solltest du Baumwolle und Leinen vorwaschen. So vermeidest du, dass dein fertig genähtes Stück einläuft und dir nicht mehr passt. Auch können so eventuelle Farbüberschüsse ausgewaschen werden. Damit sind deine anderen Kleidungsstücke in der Maschine vor Verfärbungen geschützt.

2. Baumwolle und Leinen zuschneiden

Baumwolle ist ein unkomplizierter Stoff, den du ganz einfach mit der Schere oder dem Rollschneider schneiden kannst. Achte beim Zuschneiden von Schnittmusterteilen auf einen geraden Fadenlauf, damit sich dein Nähprojekt nicht verzieht. Auch beim Leinen kannst du mit der Schere arbeiten und deine Schnittteile ausschneiden.

3. Das richtige Garn für Baumwolle und Leinen

Bei der Garnwahl kommt es bei den Stoffen immer auch auf dein Nähprojekt an. Prinzipiell ist für einen Standard-Baumwoll- oder Leinenstoff ein Allesnäher ausreichend.

Für stark beanspruchte Projekte, wie beispielsweise Möbelbezüge, kannst du auch einen extra starken Nähfaden verwenden. Auch für Jeans bzw. Denim gibt es spezielle Garne in den typischen Farben und extrastarker Garnqualität. Für das Versäubern mit der Overlock solltest du Overlock-Garne verwenden. Sie sind noch etwas feiner als Allesnäher und sorgen für glatte, aber dennoch strapazierfähige Nähte.

Entscheide bei deiner Auswahl je nach Projekt und verwende achte stehts auf das Verhältnis von Stoff und Verwendung.

4. Nadeln für Baumwolle und Leinen

Bei der Nadel gilt ebenfalls: Anpassen auf Nähprojekt und Stoffwahl! Bei einfachen Baumwollstoffen sind Universalnadeln in 70er oder 80er Stärke bestens geeignet. Wenn du robustere Stoffe wie Canvas oder Dekostoffe vernähst, kannst du auch stärkere Varianten verwenden. Solltest du dich für eine Overlocknaht entscheiden, empfehlen sich natürlich die passenden Overlock-Nadeln.

5. Die Qual der Nahtwahl

Hast du erstmal Projekt, Stoff und Garn gefunden, kommt die Frage nach der richtigen Naht. Vernähen kannst du deinen Baumwoll- oder Leinenstoff mit einem einfachen Geradstich. Für schön flache und saubere Nähte empfiehlt es sich allerdings deinen Stoff mit einer Overlock zu vernähen. Gerade bei Blusen sind Overlocknähte fest und nicht so schnell sichtbar. Damit siehst du garantiert klasse aus!

Prinzipiell kannst du Baumwolle und Leinen auch mit einem Zickzack-Stick versäubern. Allerdings sind diese Nähte schneller sichtbar und unsauberer. Außerdem benötigst du für diese Methode 2 Durchläufe, da du den Stoff vorher mit einem Geradstich zusammennähst. Mit einer Overlock-Naht geht das in einem Schritt.

Für Leinen ist die Overlocknaht ebenfalls empfehlenswert. Das leichte Material franst noch schneller aus als Baumwolle und sollte daher direkt nach dem zuschneiden mit einer Overlocknaht „gesichert“ werden. Außerdem kannst du bei dem kühlenden Sommerstoff auch eine Französische Naht verwenden. Diese schließt die Nahtzugabe ein und sichert den Stoff vor dem Ausfransen.

6. Mit Vlieseline so stark wie nie

Je nach Projekt, Schnittanleitung oder einfach frei, kannst du den Leinen und die Baumwolle verstärken. Achte dabei auch gern auf die Anleitungen. Ansonsten eignet sich die Vlieseline G 700 beispielsweise für Kragen oder eine H 630 für Taschen. Solltest du etwas mehr Elastizität und eine dünne Einlage benötigen, ist die G 785 z.b für Blusenkragen oder Manschetten perfekt.

7. Bügel ist das A und O

Wenn du gerade Kanten, schöne Nähte und saubere Nähprojekte bevorzugst, solltest du unbedingt Bügeln. Ob dass das Vorbügeln oder das Glätten der Nähte und Nahtzugaben während du nähst: Je besser und genauer du bügelst, desto schöner wird das Ergebnis. Achte dabei auch immer auf die Pflegehinweise zu den Stoffen und wie heiß du sie bügeln kannst.

8. 1 Stoff – 1000 Möglichkeiten

Mit dem Allrounder Baumwolle kannst du viele tolle Projekte nähen. Von Deko, über Spielzeug bis hin zu Bekleidung. Du kannst sogar aus deinem Lieblingsstoff einen wasserdichten Baumwollstoff machen. Odicoat von Odif Fabric ist speziel zur Versiegelung von Baumwollstoffen. Damit zauberst du abwischbare Stoffe im Handumdrehen!

Oder lass deiner Kreativität freien Lauf und färbe deine Baumwollstoffe nach Lust und Laune. Ob Batikmuster, Farbauffrischung oder kompletter Farbwechsel, Baumwolle machts möglich!

Leinen ist ein bisschen anspruchsvoller als Baumwolle. Daher solltest du unsere Tipps und Tricks beachten. Allerdings ist dieses Material ein unheimlich edler Stoff, der dich perfekt kleiden kann. Es lohnt sich also nach ein wenig Übung ein Leinen-Nähprojekt zu beginnen!

Auch Reste von Baumwolle und Leinen lassen sich hervorragen verarbeiten. Mit passenden Zuschnitten kannst du auch tolle Patchwork-Arbeiten anfertigen und Müll vermeiden.

9. Nesselstoff für Inspirationen und Kreativität

Baumwolle in Form von Nessel ist ein toller und günstiger Stoff um deiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Mit diesem Stoff kannst du Schnitte testen und sie nach deinen Vorstellungen abändern, ohne teure und schöne Stoffe zu zerschneiden. Verändere beispielsweise die Ärmelformen, setze Details wie Rüschen oder gestalte Kleidungsstücke einfach komplett aus deiner Vorstellung heraus. Mit dem Nessel kannst du dich austoben, anprobieren und verändern wie es dir gefällt. Wenn du zufrieden bist, kannst du deine eigenen Kreationen ganz leicht auf schicke Baumwoll- und Leinenstoffe übertragen!

Buchtipps und Quellen:

Wenn Du diesen Artikel hilfreich findest, könnte dich auch der Artikel „Jersey – Stoffkunde mit Näh- und Pflegetipps“ oder „Stoffe für Kleidung – Kleine Stoffkunde“ interessieren!

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