Eine Nähmaschine ist eine praktische Sache. Sie macht Nähen leicht und schnell und wenn wir richtig vorarbeiten, entstehen die tollsten Sachen quasi wie von selbst. Nicht jeder hat aber ein solches Gerät und nicht jede Nähmaschine kann alles. Wir erklären deshalb heute das Nähen ohne Nähmaschine für Anfänger. Ob Knopflochstich, einen unsichtbaren Saum, eine feste Naht oder den magischen Leiterstich, wir haben die wichtigsten Stiche aufgeführt. All unsere Erklärungen sind in kleinen Videoclips anschaulich dargestellt, damit auch Du ganz einfach nachmachen kannst, was wir hier zeigen. Ganz nebenbei entsteht hier übrigens ein Kissen!
Unsere Materialien zum Nähen ohne Nähmaschine
Alles, was wir im Folgenden für unser Kissen und die Erklärvideos genutzt haben, haben wir hier für Dich aufgelistet.
- Nähnadel
- Heftgarn von Gütermann
- Nähfaden Allesnäher von Gütermann
- Westfalenstoff Trondheim, weinrot
- Westfalenstoff Trondheim, Sternenhimmel
- Stecknadeln
- Schere
- Markierstift (selbstlöschend)
Wie wär’s denn wenn Du einfach mal in unserem Shop reinstöberst?
Hier kannst Du nicht nur alle benötigten Utensilien holen, sondern auch den für Dich passenden Stoff für Dein neuen Projekt finden. Fall Du Dir doch mal unsicher bist, was der richtige Stoff oder die richtigen Nähutensilien sind, dann besuch uns doch auch jederzeit gerne in unserem Laden in Leipzig. Wir beraten Dich gerne auch persönlich und führen Dich in die Nähkunst ein.
Nähen ohne Nähmaschine: sichtbare Stiche
Bevor wir zu den Meisterstichen kommen, die das bloße Auge hinterher kaum noch sieht, haben wir einige Stiche, die man ruhig sehen darf.
Heftstich
Zuerst einmal haben wir den Heftstich für Dich. Diesen Stich kannst Du verwenden, um zwei Teile schnell und lose zusammenzunähen. Das ist zum Beispiel nützlich für Anproben, da Stecknadeln gerne piksen und das Ergebnis nicht so gut wiedergeben. Ein Heftstich hingegen kommt schon sehr nahe an das Endergebnis heran, ist aber schnell gemacht und schnell gelöst, wenn doch noch Änderungen anstehen.
Man kann diesen Stich auch nutzen, um eine Raffung zu erstellen. Stoffe raffen muss man beispielsweise für bestimmte Rockschnitte, an Ärmeln oder bei Petticoats. Gerade bei Röcken, die als oberste Kleidungsschicht fungieren, muss man hier genau arbeiten und immer noch einmal nach kontrollieren, aber zumindest der Grundrahmen ist so schnell gemacht.
Wie funktioniert dieser Stich denn jetzt? Eigentlich ist das der einfachste Stich überhaupt. Mache einen dicken Knoten in Deinen Faden und fädele ihn durch Deine Nadel.
Einen Knoten machst Du am besten, wie in diesem Clip erklärt.
Für Heftstiche eignet sich Heftfaden besonders gut. Dieser ist meist aus BaumwolleBaumwolle ist ein Überbegriff. Den Wortstamm - Baumwoll - gibt es in unzähligen Varianten im Sprachgebrauch. Wir meinen hier die Baumwollpflanze. Aus der Samenkapsel der Baumwollpflanze werden reine Naturfasern gewonnen. Und jetzt entsteht ein Baumwoll-Universum: Mehr als 1000 und eine Variante, relativ dick und in auffälligen Farben. Das alles macht es einfacher, ihn hinterher wieder zu entfernen. Außerdem ist er so aufgebaut, dass er schnell reißt. Deshalb sollte man mit ihm keine Nähte nähen, die halten sollen.
Stich durch die beiden Stoffstücke, die Du verbinden willst und gehe, wie ein Weberschiffchen, einfach immer auf und ab, entlang Deiner Naht. Du gehst einfach immer nur vorwärts. Das macht die Naht so lose und das gibt Dir die Möglichkeit, Stoff entlang des Fadens zu raffen. Eigentlich kannst Du den Stoff bei dieser Naht wie an einer Gardinenstange zurückziehen. Schließe Deine Naht mit einem dicken Knoten ab, probiere Dein Stück an, nähe eine richtige Naht (von Hand mit dem Steppstich oder mit der Maschine) und löse den Heftstich wieder. Super praktisch!
Der Steppstich
Dieser Steppstich ist ein wahrer Alleskönner. Er fügt Stoffe zusammen, ergibt ein ebenmäßiges Bild und hält Belastungen beinahe so gut stand, wie eine Nähmaschine. Richtig ausgeführt, reißt eher der Stoff als die Naht! Von wegen, von Hand nähen hält nicht so gut! Jetzt aber zur Erklärung.
Wir nutzen den Steppstich, um eine Seite unseres Kissens mit der anderen zu vernähen. Dafür legen wir die Stoffvierecke rechts auf rechts aufeinander. Steck die Stoffstücke aneinander fest, damit nichts verrutschen kann. Fädele Dein Garn durch die Nadel und mache einen dicken Knoten.
Am saubersten wird Deine Naht, wenn Du Dir markierst, wo sie verlaufen soll. Jetzt stich ganz rechts auf Deiner Markierung einmal durch beide Stoffseiten und ziehe den Faden bis zum Knoten durch. Prüfe einmal, ob der Knoten auf der Seite bleibt, auf die er gehört. Zwischen einem bis zwei Millimetern weiter links stichst Du wieder ein und holst den Faden so wieder nach vorn. Stich jetzt wieder direkt am Knoten (also rechts von dort, wo Du herausgekommen bist) wieder ein und ziehe den Faden nach hinten. Jetzt machst Du einen Sprung von zwei bis vier Millimetern und trittst ein bis zwei Millimeter links von Deinem ersten Stich nach vorn wieder aus. Im Grunde verläuft diese Naht nach dem Prinzip „einen Schritt zurück, zwei Schritte vor“, denn Du stichst immer näher am Anfang der Naht nach hinten und zwei „Schritte“ näher am Ende der Naht wieder nach vorn.
Diese Naht verwendet man meistens innenliegend, wie hier bei unserem Kissen. Ist sie doch einmal außen zu sehen, sollte man darauf achten, dass die vordere Seite diejenige ist, die außen zu sehen ist, denn sie ist meistens die Ordentlichere.
Der Knopflochstich
Den Knopflochstich verwendet man (wie der Name schon verrät) zum Beispiel zum Einfassen von Knopflöchern. Wenn man Knopflöcher nicht einfassen würde, würden sie aufriffeln, ausfransen oder sehr leicht einreißen. Das soll nicht passieren und dafür ist dieser Stich da. Man kennt ihn auch als Schlingenstich oder Festonstich. Mit dem gleichen Stich kann man übrigens auch Enden von Decken oder ähnlichem versäubern und verzieren. Natürlich gibt es auch Maschinen, die Knopflöcher ohne Probleme nähen können, aber wir wollen schließlich erklären, dass auch Nähen ohne Nähmaschine möglich ist.
Im Gegensatz zu einem Knopfloch mit der Maschine schneidet man hier zuerst die Öffnung und näht dann. Mit der Maschine ist es umgekehrt. Während es heute viele kleine Helferlein gibt, die ein Knopfloch noch sicherer machen, zum Beispiel mithilfe von Saumfix, gibt es auch die „historische“ Methode nur mit Nadel, Faden und der richtigen Schnitttaktik.
Prüfe einmal an einem Stoffrest, ob Dein Knopf wirklich durch das Loch passt, bevor Du das Knopfloch an Deinen aktuellen Projekt einschneidest und versäuberst, damit es hinterher keine bösen Überraschungen gibt.
Jetzt schneide Deine Knopflochöffnung in getesteter Größe in Deinen Stoff. Versuche dabei, genau entlang des Fadenlaufs zu schneiden. Das erhöht die Haltbarkeit Deines Knopfloches, gerade, wenn Du ohne Saumfix arbeitest, um ein Vielfaches. Jetzt geht es ans Nähen.
Knopflochstich nähen
Ein Knopfloch ist häufig sichtbar, also wähle ein schönes Garn, welches farblich zu Deinem Projekt passt. Wir haben eine Farbe gewählt, die auf dem Stoff gut zu erkennen ist, damit Du besser sehen kannst, was passiert. Arbeite mit doppeltem Faden.
Stich nun durch die Knopflochöffnung einige Millimeter von der Öffnung entfernt von der linken Seite Deines Stoffes nach der Rechten und ziehe den Faden bis zum Knoten durch. Führe die Nadel wieder durch den Schlitz und stich erneut von links nach rechts hindurch. Diesmal wickelst Du den Faden aber einmal um die Nadel, wie im Video zu sehen und ziehe den Faden in Richtung Deines Körpers durch den Stoff.
Hierbei entsteht ein Knoten. Dadurch, dass Du den Faden zu Dir gezogen hast, sitzt dieser Knoten jetzt auf der empfindlichen Kante. Dieser Knoten schützt die Kante vor der Reibung des Stoffes. Wiederhole diesen Stich wieder und wieder, einmal rund um das Knopfloch herum.
Wenn Du wieder an Deinem Startpunkt angekommen bist, ziehe Deinen Faden einmal durch einen nahen Stich (auf der Unterseite, also der, die man hinterher nicht sieht) und mache einen Endknoten. Fertig ist Dein Knopfloch!
Aber was nützt Dir denn der Knopflochstich ohne den passenden Knopf? Ob schlicht, für das Hemd des Partners oder auffällig mit schönem Aufdruck für den Kinderpolluver. Es gibt sie in jeder Größe, in jeder Form und aus jedem Material, genau passend für Dein perfekt genähtes Knopfloch.
Da haben wir die perfekte Lösung für Dich… Schau doch!
Nähen ohne Nähmaschine: unsichtbare Stiche
Unsichtbare Stiche nutzt man immer dann, wenn die Naht im fertigen Stück nicht auffallen soll. Das kann ein Saum sein, dessen Naht man nicht sehen will, oder eine Wendeöffnung, die noch verschlossen werden muss. Für solche Fälle gibt es die unsichtbaren Stiche.
Leiterstich, Matratzenstich, unsichtbare Naht – viele Worte ein Stich
Dieser Wunderstich hat fast so viele Namen, wie Anwendungsmöglichkeiten. Und das Beste an ihm? Richtig gemacht sieht er aus, als hatte man eine normale Naht von links genäht, und schaut nun von rechts darauf, dabei ist hier kein Umdrehen notwendig! Deshalb haben wir diesen Stich auch verwendet, um die Wendeöffnung unseres Utensilos zu verschließen. Auch bei einem Kissenbezug kann das sehr praktisch sein. Drei Seiten rechts auf rechts vernähen, die vierte Seite so weit rechts auf rechts vernähen, dass man die Füllung noch reinschieben kann, umdrehen füllen und mit dem Leiterstich zumachen!
Dieser Stich ist nicht nur für die, die nähen ohne Nähmaschine lernen wollen, ein wichtiger Stich im Repertoire, auch die, die mit Nähmaschine nähen, sollten diesen Stich kennen!
Wie geht das denn nun? Zunächst nimmst Du einen Faden, der farblich ziemlich gut zu Deinem Projekt passt. So verschwinden auch kleine Unreinheiten in der Naht hinterher.
Wir nähen von rechts nach links. Schlage die Nahtzugabe von der Öffnung nach innen. Jetzt stich mit Deinem Faden einmal von innen durch eine Stoffschicht und ziehe ihn bis zum Knoten durch. Der Knoten sollte zwischen Nahtzugabe und Stoff versteckt sein. Genau gegenüber des austretenden Fadens musst Du nun wieder einstechen. Du schlägst mit Deinem Faden quasi eine Brücke zwischen den beiden Stoffschichten. Stich genau auf der Faltkante, oder ein bisschen nach innen hin ein, damit der Faden hinterher wirklich verschwindet.
Führe Deine Nadel im Knick der Nahtzugabe einige Millimeter nach vorn und stich wieder nach außen. Du bist immer noch auf der Seite des Stückes, auf die Du Deine Brücke geschlagen hast. Jetzt schlägst Du wieder eine Brücke hinüber zur anderen Seite. Achte darauf, dass Du immer genau gegenüber einstichst, damit sich die Öffnung beim Zuziehen nicht verzieht. So gehst Du jetzt entlang Deiner Öffnung vor. Alle paar Stiche ziehst Du Deinen Faden einmal fest. Sieh zu, wie Deine Naht einfach verschwindet!
Zum Vernähen stichst Du im Nahtschatten ein und führst Deine Nadel nun entgegen Deiner vorherigen Nährichtung. Wenige Millimeter später tritt die Nadel wieder aus. Stich einmal unter einem Querfaden, einer Leiterstrebe sozusagen, hindurch und stich nun wieder in Nährichtung einmal im Nahtschatten ein und lasse die Nadel wenige Millimeter später austreten. Ziehe eine Schlaufe um die nächste Deiner Leiterstufen und mache einen Knoten. Stich noch einmal in den Nahtschatten und wieder hervor und schneide den Faden ab. Fertig ist Dein Matratzenstich!
Der magische Internet-Blindstich
Neben dem normalen Blindstich, der für Anfänger häufig eine wahre Geduldsprobe darstellt, bietet sich ein Stich an, der zunächst in diversen Internetvideos die Runde machte. Säumen von Hand ist damit ratzfatz erledigt. Dazu macht es Freude, diesen Stich zu nähen, denn wenn man ihn richtig ausführt, kann man mit einem Ruck die Naht verschwinden lassen. Klingt spannend? Na dann geht’s los!
Schlage Deinen Saum nach Innen ein. Bei einem WebstoffIm Gegenteil zu den Strickstoffen, werden Webstoffe, wie der Name sagt, gewebt. Wie auf den kleinen Handwebrahmen, mit denen wir vielleicht noch in der Schule gearbeitet haben, entstehen Webstoffe auf riesigen Rahmen. Meist sind Kettfäden und Schussfäden ungefärbtes Garn und das Muster druckt man, wie wir ihn nutzen, schlage ihn am besten doppelt um, damit er nicht auffransen kann.
Markiere Dir mit einem Zauberstift Deinen Nahtverlauf. Jetzt stichst Du von Deiner linken Seite, also dort, wo auch Dein Saum hin eingeschlagen ist, einmal durch alle Stoffschichten und ziehst den Faden bis zum Knoten duch. Von jetzt an nähst Du nur noch auf der rechten Seite.
Stich direkt neben Deinem austretenden Faden wieder ein und komme einen bis zwei Zentimeter weiter auf Deiner Linie wieder hoch. Bevor Du nun den Faden durchziehst, führst Du Deine Nadel durch die Schlinge. Wie genau Du durch die Schlinge gehst, siehst Du in diesem kleinen Clip. Stich nun innerhalb Deiner Schlinge wieder hinein und lege eine neue Schlinge, wenn Du einen bis zwei Zentimeter weiter wieder auftauchst. Fahre fort und schau zu, wie sich kleine Schlingen auf Deinem Stoff bilden. Ist Dein Saum nur wenige Zentimeter lang, kannst Du einfach bis zum vorletzten Stich so fortfahren, ist Dein Saum etwas länger, solltest Du alle 5 bis 10 Schlaufen Folgendes tun.
Auch im letzten Stich stichst Du innerhalb Deiner Schlaufe durch die Stoffschichten. Wenn Du aber jetzt wieder hochkommst, legst Du keine Schlaufe, sondern ziehst Deinen Faden stramm. Jetzt sollte Schlaufe um Schlaufe aufspringen und sich glattziehen lassen. Von außen wirst Du, wenn Du eine passende Garn-Farbe gewählt hast, nun nichts mehr sehen können, von innen jedoch siehst Du Deinen fixierten Saum. So macht nähen ohne Nähmaschine Spaß!
Das waren unsere wichtigsten Stiche für das Nähen ohne Nähmaschine. Fallen Dir noch mehr ein? Möchtest Du vielleicht eine Erklärung für einen bestimmten Stich? Lass uns gerne einen Kommentar da!
Wenn Du diesen Artikel hilfreich findest, könnte dich auch der Artikel „Dreieckstuch nähen für Erwachsene“ interessieren!
Die Musik in allen Videos ist „Recut the piano play“ by My Free Mickey (c) copyright 2012 Licensed under a Creative Commons Attribution (3.0) license. http://dig.ccmixter.org/files/myfreemickey/35424