Stoff gerade schneiden: Tipps und Tricks

Nähen

„Wie kann ich Stoff gerade schneiden?“ In diesem Beitrag findet Ihr die Antwort und alles, was Sie dazu benötigen.

Wer kennt es nicht? Als Nähanfänger ist man immer so aufgeregt, wenn es ans Nähen geht, dass man dem Zuschneiden of wenig Beachtung schenkt. Das kann jedoch ganz schnell zu verzerrten Nähten, unschönen Beulen oder schiefen Kissenbezügen führen. Damit euch das nicht passiert, erklären wir heute, wie man Stoff gerade schneiden kann.

Das braucht ihr, um Stoffe endlich gerade zu schneiden.

Natürlich muss nicht jeder Anfänger gleich ausgestattet sein, wie eine Schneiderei, doch es gibt einige Helferlein, in die man investieren sollte.

Mit dieser Schere sollte ausschließlich Stoff geschnitten werden. Papier lässt die Schere stumpf werden und das kann die Schnittkanten unschön fransig machen

Ein gutes und breites Lineal oder zumindest ein gutes Handmaß helfen, gerade Linien zu ziehen oder dienen als Ansatzpunkt für einen Rollschneider. Ein breites Lineal hilft auch, rechte Winkel richtig einzuzeichnen.

Stecknadeln brauchst ihr nicht nur, um Stoffe gerade zu schneiden, sie gehören auch zur Grundaurüstung, wenn es ans Nähen geht. Außerdem lassen sich damit Schnittmuster ganz einfach an den Stoff pinnen. So verrutscht ganz sicher nichts, während ihr schneidet.

Selbst wenn ihr ein Schnittmuster aufgesteckt habt, hilft es doch immens, auch die Linien zu malen. Alleine schon um die Nahtzugaben gleichmäßig zu halten, damit hinterher keine welligen Nähte entstehen

All die genannten Dinge gibt es in einem praktischen Set für Anfänger. So könnt ihr ganz bald loslegen. Wenn ihr ein besonders großes Projekt vor euch habt, dann solltet ihr überlegen, ob ihr nicht zusätzlich auch in folgende Dinge investiert.

Diese praktische Unterlage wird natürlich teurer, je größer sie sein muss, aber hier könnt ihr Stoffe an die nützlichen Maßquadrate legen, seht sofort, ob alles gerade ist. Außerdem schützt diese Matte euren Platz vor Kratzern und Schäden, wenn ihr mit einem Rollschneider arbeitet.

Rollschneider sind super scharf, aber super praktisch. Stoff gerade schneiden ist damit kein Problem. Sie sind teurer, als eine Stoffschere, doch die Zeiteinsparung macht es allemal wett. Vielleicht braucht es ein bisschen, bis ihr euch an diese Art zu schneiden gewöhnt habt, doch wenn es soweit ist, nutzt ihr die Schere nur noch dann, wenn es nicht anders geht.

Stoff gerade schneiden - Stoffekontor erklärt wie es geht

Vorbereitungen zum Stoff gerade schneiden

Waschen des Stoffes

Bevor ihr ans Schneiden oder Zuschneiden eures Stoffes geht, solltet ihr eure Stoffe einmal waschen. Manche Stoffe verziehen sich oder laufen ein während des ersten Waschgangs. Das sollte nicht erst passieren, wenn euer Kleid, oder Shirt oder euer Kissen schon fertig ist. Also einmal in die Waschmaschine, Stoffeigenschaften beachten und dementsprechend den Waschgang einstellen. Dann lasst ihr euren Stoff gut trocknen und jetzt könnt ihr mit dem Schneiden beginnen.

Fadenlauf im Stoff finden

Wollt ihr die Kanten eines Stoffs begradigen, um ihn besser falten, richtig vernähen oder sonst wie ordentlich weiter verarbeiten, dann solltet ihr den Fadenlauf finden. Wie ihr den findet? Ganz einfach. Der Fadenlauf verläuft parallel zu den Webkanten. In diese Richtung ist der Stoff nicht oder kaum dehnbar. Bei Jersey-Stoffen ist die weniger stark dehnbare Seite die, in der Richtung der Fadenlauf verläuft. Es ist wichtig, mit dem Fadenlauf zu arbeiten, denn wenn ihr dem keine Beachtung schenkt, werden Kleidungsstücke komisch fallen und Nähte nicht so glatt, wie sie sein könnten. Um Stoff gerade schneiden zu können, müsst ihr also immer wissen, wie der Fadenlauf ist.

Stoff gerade schneiden: Kanten und Schnittmuster

Kanten begradigen

Um eine gerade Kante zu schneiden, könnt ihr einen Faden, der quer verläuft, herausziehen. Jetzt seht ihr ganz deutlich, entlang welcher Linie zu schneiden ist. Hat man entlang dieser Kante geschnitten und euer Stoff wirkt immer noch schief, kann es sein, dass er sich verzogen hat. Jetzt muss man den Stoff gerade recken. Dazu packt man ihn (mit zwei Personen) an allen vier Ecken und zieht immer diagonal. Vielleicht kennt ihr das, wenn ihr Bettwäsche nach dem Waschen „glattzieht“. So könnt ihr auch mit eurem Stoff verfahren.

Wenn das nicht hilft, könnt ihr ihn auch anfeuchten und gerade bügeln, vorausgesetzt, euer Stoff eignet sich zum Bügeln.

Stoff auf ein Schnittmuster zuschneiden

Viele Schnittmuster sagen euch, in welche Richtung der Fadenlauf gehen soll, wenn ihr es anlegt.

  • Sollte das bei euch nicht der Fall sein, dann orientiert euch an der Dehnbarkeit des Stoffes. In welche Richtung soll euer fertiges Projekt besser dehnbar sein?
  • Wollt ihr zum Beispiel ein T-Shirt nähen, sollte der Ausschnitt seitlich dehnbar sein, damit euer Kopf problemlos hindurch passt. Also sollte der Fadenlauf senkrecht laufen.
  • Vielleicht hilft zur Orientierung auch, sich vorzustellen, der Stoff hätte ein Muster. Einfacher ist es, wenn euer Stoff tatsächlich ein Muster hat. Dieses Muster wird so aufgedruckt sein, dass es richtig herum ist, wenn der Fadenlauf senkrecht ist. So könnt ihr jeweils überlegen, wie ist das Muster richtig herum und schon wisst ihr, wie der Fadenlauf hier sein sollte.

Jetzt legt ihr euer Schnittmuster entsprechend den gegebenen Informationen an. Manchmal steht auf einem Schnittmuster, dass diese Kante an den Stoffbruch anlegen sollst.

Was ist der Stoffbruch?

Du findest den Stoffbruch, wenn du deinen Stoff entlang des Fadenlaufs gefaltet hast. Die Faltlinie ist der Stoffbruch. Er wird auf Schnittmustern häufig mit „SB“ abgekürzt. Die SB-Kante wird nicht geschnitten.

Wenn also auf eurem Schnittmuster SB steht, dann legt ihr diese Kante an die Faltlinie an und achtet darauf, dass beide Lagen des Stoffes das Schnittmuster abdecken. Steht nirgends SB, könnt ihr eure Schnittmuster auf die einfache Lage Stoff anlegen. Wir empfehlen, aus Stoffspargründen, möglichst nicht in der Mitte des Stoffstückes anzufangen, sondern eure Schnittmuster wie ein Puzzle auf dem Stoffstück zu verteilen, so dass ihr möglichst viele Teile aus möglichst wenig Stoff ausschneiden könnt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, ob euer Muster die Nahtzugabe (häufig abgekürzt mit NZ) schon mitrechnet. Wenn nicht, dann solltet ihr sie anzeichnen. Als Anfänger empfehlen sich ca 1,5 cm Nahtzugabe. Auf englischen Schnittmustern wird euch das als „SA“ von „seam allowance“ angezeigt.

Habt ihr euer Schnittmuster angelegt, steckt ihr es jetzt ordentlich fest, sonst verrutscht nachher doch etwas. Lange, gerade Stücke sind schnell mit dem Rollschneider geschnitten, aber spätestens in Kurven oder kleinen, engen Kanten muss dann doch die Stoffschere ran.

Stoffscheren helfen euch dabei, Stoffe gerade zu schneiden!

Sie sind z. B. extra so geformt, dass sie eine gerade Seite haben. Das heißt, ihr braucht den Stoff nicht anheben, um ihn zu schneiden, die Schere gleitet einfach über eure Unterlage. Für zusätzliche Sicherheit könnt ihr deshalb auch mit Gewichten die Schnittmuster beschweren, damit sie nicht verrutschen. Wenn ihr ohne hin alles mit Nadeln festgesteckt habt, ist das nicht unbedingt notwendig, aber gerade bei flächigen Mustern kann ein Gewicht in der Mitte helfen, damit sich der Stoff nicht heimlich beim feststecken schon verzieht oder faltet.

4 weitere Tipps, um euren Stoff gerade zu schneiden:

  1. Lasst eure Schnittmuster an den ausgeschnittenen Stücken festgesteckt, bis ihr sie zusammenäht. So braucht ihr keine zusätzlichen Markierungen aufzeichnen und kommt sicherlich nicht durcheinander.
  2. Wenn ihr keine riesige Arbeitsfläche habt, lohnt es sich, die Stoffbahnen in kleinere Stücke zu schneiden, die leichter zu händeln sind. Am besten legt ihr vorher eure Schnittmuster auf und schneidet grob (und in sicherem Abstand, damit ihr euch nicht in die NZ schneidet) die Stücke aus. So könnt ihr später die kleineren Stücke schneiden und habt nicht so viel Stoff, um den ihr herum arbeiten müsst.
  3. Wenn ihr lange gerade Strecken zu schneiden habt und einen Rollschneider besitzt, legt ein Lineal an. So könnt ihr ratzfatz an der Kante entlang sausen und lauft nicht in Gefahr, irgendwann schief zu werden. Kaum jemand ist von Beginn an ein Freihand-Schneide-Meister…
  4. Arbeitet ihr mit einer Stoffschere, dann lasst euch bitte Zeit beim Schneiden des Stoffs. Hastiges auf- und zuschnappen macht kleine Stufen in die Schnittkante.

Mit diesen Tipps solltet ihr schnell und problemlos Stoff gerade schneiden können und dürft dann endlich mit dem Nähen beginnen.

Wenn Sie diesen Artikel interessant finden, könnte Sie auch der Artikel „Stoffe für Kleidung (kleine Stoffkunde)„, „Satin – Stoffkunde mit Näh- und Pflegetipps“ oder das Thema „Biostoffe und Biosiegel“ interessieren.

 Bild von Myriams-Fotos, Pixabay

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