Nach unserem 1. und 2. Teil zum Schnitte kopieren weißt du nun, wie du ein Schnittmuster abnimmst. In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie du es sogar leicht abänderst. Dir gefällt die Passform nicht oder du möchtest einen neuen Trend nachnähen? Kein Problem! Schnapp dir einfach ein Lieblingsteil, das gut sitzt und schon kann es losgehen! Mit ein paar Handgriffen konstruieren wir aus einem schlichten T-Shirt mit V-Ausschnitt einen neuen Schnitt für ein Wickelshirt .
Wir haben uns für ein Wickelshirt entschieden, da der Schnitt wunderbar variabel und total im Trend ist. Mit kleinen Veränderungen passt du es ganz nach deinen Wünschen an. Dafür nehmen wir ein T-Shirt, das gut sitzt und einen V-Ausschnitt hat. Je nach Lockerheit des Ausgangs-Shirts wird auch später dein Wickelshirt sitzen. Möchtest du es eher engsitzend, wähle dementsprechend ein Basis-Shirt aus. Wichtig ist nur der V-Ausschnitt. So hat dieser Teil bereits die Form, die du mit der Wickelfunktion erreichst.
Für dein Wickelshirt benötigst du noch
- zu kopierendes Kleidungsstück
- Stoff (hier etwa 1,50 m bis 1,70 m Jersey)
- Schere
- Stecknadeln
- Stoffklammern
- Elastischen Nähfaden wie Seraflex
- Schneiderlineal
- Kurvenlineal
- Schnittmusterpapier (oder ähnliches zum Konstruieren)
- optional Jersey-Schrägband
- optional Gummiband
Um dein bestehendes Kleidungstück abzuändern, benötigst du etwas Vorbereitung. Zunächst ist es wichtig zu wissen, was du abändern möchtest und wie. Möchtest du beispielsweise ein Oberteil enger nähen oder weiter? Oder aus einem kurzen Top ein langes machen? Überlege dir genau, welche Änderungen du vornehmen möchtest.
Wir haben uns einen tollen und angenehmen Jersey (hier ist es der Baumwoll-Jersey Pego) für das Shirt ausgesucht. Je nach Schnitt und Kleidungsstück kannst du auch Webware wählen. Beachte dabei einfach das Ausgangsmaterial deines Stücks, das du kopieren und verändern möchtest. Vorhandene Reissverschlüsse oder Knopfleisten solltest du bei Webware mit in deinen neuen Schnitt übernehmen. Andernfalls kann es sein, dass dir dein fertiges Stück später nicht passt.
Zuerst kopierst du dein Kleidungsstück. Anschließend veränderst du es beispielsweise in der Passform, fügst etwas hinzu oder veränderst es noch stärker. Mit dem neu konstruierten Schnitt kannst du dann den Stoff ausschneiden und vernähen. Also los gehts!
1. Kopieren des Shirts
Kopiere dein Kleidungsstück mit den Tipps und Tricks aus unserem 1. Teil und unserem 2. Teil zum Schnittmuster kopieren. Dafür kannst du wieder die Kopierfolie oder Schnittmusterpapier verwenden. Beachte die bereits angesprochenen Tipps, wie rechte Winkel und das Ausformen des Armlochs. Auch schon hier kannst du kleine Veränderungen vornehmen und beispielsweise kürzen oder verlängern. Wir haben uns für eine Kürzung entschieden. Die Ärmel sind natürlich optional. Du kannst aus dem Wickelshirt auch ein tolles Wickeltop kreieren!
Wenn du eine genaue Nahtzugabe benötigst kannst du diese bei deiner Schnittkopie mit einzeichnen, Allerdings solltest du sie dann auch bei der weiteren Konstruktion beachten.
Kopiere folgende Teile:
- 2 x die Hälfte des Vorderteils, für die rechte und linke Wickelseite
- 1x die Hälfte des Rückenteils,
- ggf. den vorderen Teil des Ärmels jeweilse von Rechts und Links
- ggf. den hinteren Teil des Ärmels jeweilse von Rechts und Links
2. Konstruieren des Wickelshirts
Nachdem du dein Kleidungsstück kopiert hast, veränderst du es nach deinen Belieben. Für engere oder weitere Kleidung misst du die ensprechende Stelle an deinem Körper nach und verringerst oder erweiterst dementsprechend den Umfang. Auch ein Armloch kannst du weiter oder enger gestalten. Vergiss allerdings nicht, auch die Ärmel entsprechend anzupassen!
V-Ausschnitt verlängern
Wir verlängern für unser Wickelshirt den Ausschnitt und lassen Ihn abflachen. Mit passenden Bändern kann dein Shirt auf verschiedene Arten gewickelt werden. Je nachdem wie lang und breit du die Wickelbänder gestaltest, erhälst du einen anderen Effekt. Wenn du eine überkreuzte Optik möchtest, nähst du die Bänder einfach an die Verlängerung. Das gesamte Shirt solltest du dann etwas kürzer machen, damit der Effekt auch zu sehen ist. Für eine klassische Wickeloptik zeichnest du dir an einer der beiden Seitennähte eine Markierung an. Die wird später offen gelassen und du kannst eines der Bänder nach hinten zum Wickeln durchführen. Richte dich dabei nach Links- oder Rechtshänder.
Für die Verlängerung des Ausschnitts misst du von der vertikalen Mitte des Shirts bis zur Taille. Hier sind es etwa 37 cm.
Um die erste Seite der Wickelung zu erhalten, legst du die bereits ausgeschnittene Hälfte des Shirts auf ein neues Blatt und verlängerst den unteren Saum um dein Maß.
Nun entscheidest du wie breit dein Shirt an diesem Punkt sein soll. Mit 7 cm läuft unser Wickelshirt schmal hin zur Taille. Mit einem flexiblen Lineal formst du den Verlauf der Verlängerung. Dazu legst du es zunächst entlang des kopierten Teils. Beginne ganz oben und führe die Rundung bis zum Endpunkt an der Taille.
Anschließend schneidest du das zusätzliche Stück aus und klebst es an die vorherige Kopie. Konstruiere so auch die andere Seite des Vorderteils.
Wickelbänder konstruieren
Für die Wickelbänder schneidest du Stoffstreifen zu. Dafür kannst du einen stets gleich breiten Streifen verwenden oder ihn schmaler werden lassen. An diesem schönen Wickelshirt lassen wir die beiden Bänder schmal und auch spitz zulaufen. Pro Seite kommen wir auf eine Länge von 1,85 m in 5 Abschnitten mit je 37 cm. In diesen Stücken verschmälert sich das Band von 7 cm auf 5 cm, von 5 cm auf 4 cm, 2 Abschnitte haben die durchgehende Breite von 4 cm und das letzte verengt sich noch einmal von 4 cm auf 3 cm. Je nach Wunschlänge und -breite kannst du die Wickelbänder individuell anpassen. Wenn du einen Durchlass an der Seitennaht offen lassen möchtest, sollte er mit der Breite des Bandes übereinstimmen.
Beachte dabei, dass das Band doppelt gelegt sein sollte. Da es später beim Wickeln leicht verdreht, siehst du dadurch keine Stoffrückseite. Das bedeutet für deine Streifen, dass du Sie zur oberen oder unteren Kante jeweils in den Stoffbruch legst. Im letzten Abschnitt kannst du das Ende spitz zulaufen lassen.
Für eine letzte Überprüfung kannst du wichtige Stellen wie Armloch, Schulternaht oder Gesamtlänge noch einmal an deinem Körper und an deinen konstruierten Schnittteilen nachmessen und korrigieren. Markiere dir außerdem Punkte wie beispielsweise die Schulternaht für einen optimalen Sitz.
Um dein Armloch noch besser auszuformen, lege an das fertig konstruierte Vorderteil dein Rückenteil an. So kannst du außerdem Höhenunterschiede und die Rundung ausbessern.
3. Zuschneiden der Schnittteile für das Wickelshirt
Wenn du alles nachgemessen und verbessert hast, geht es an das Zuschneiden! Bedenke dabei unbedingt die Nahtzugabe!
Schneide jeweils die beiden Vorderteile zu und achte auf den Fadenlauf. Lege die Schnittteile parallel zur Webkante.
Das halbe Rückenteil legst du in den Stoffbruch. So erhältst du eine gleichmäßige rechte und linke Seite. Achte bei einem Muster auch auf einen möglichst guten Übergang an der Seite- und Ärmelnaht. Plane dafür auch etwas mehr Stoffverbrauch ein, da du eventuell deine Schnittteile etwas schieben musst, damit es passt.
Wenn du alle Schnittteile des Wickelshirts ausgeschnitten hast, geht es ans Bügeln. Damit verminderst du das Einrollen des Jerseys etwas. Später bei zusammengenähten Teilen sorgt das Bügel außerdem für flache Nähte und schöne, gerade Kanten.
Noch mehr Stabilität für offene Kanten und Säume bringt das T15 oder das Stretchfix T30. Einfach auf den Saum bügeln und schon ist Frust beim Jerseynähen passé!
Die Abschnitte für die Bänder schneidest du im längslaufenden Stoffbruch zu. So liegen sie später doppelt und es ist bei der Überkreuzung keine Stoffrückseite zu sehen.
4. Wickelshirt zusammennähen
Nach der Vorbereitung nähst du dein neues Wickelshirt zusammen!
Verbinde zunächst eine Seite des Rückenteils mit dem entsprechenden Vorderteil an der Seiten- und Schulternaht. Anschließend nähst du die andere Seite an. Verwende dafür unbedingt einen elastischen Nähfaden oder einen elastischen Stich, z.B. mit der Overlock. So wird der Jersey gleich noch professionell versäubert. Wenn du ein Wickelshirt mit Öffnung in der Seitennaht möchtest, lass diese im Maß deiner Wickelbänder frei und bügel die Nahtzugabe flach nach innen.
Ärmel an Wickelshirt annähen
Die Ärmel legst du im Bruch übereinander und nähst sie an der kürzesten Stelle rechts auf rechts zusammen. Wenn du sie lieber ausgeklappt einnähen möchtest, schließe die Seitennaht zwischen Vorder- und Rückenteil und die Ärmelnaht noch nicht. Dafür verbindest du jeweils nur die Schulternähte.
Lege den geöffneten oder geschlossenen Ärmel rechts auf rechts in das Armloch und verteilt den Stoff. Dabei sind die Enden, die später unter die Achseln kommen schön flach und gerade. Auch den höchsten Punkt bzw. die Schulternaht solltest du als erstes Fixieren. Danach verteilst du den Rest auf das Armloch. Je nach Stoffmenge kannst du hier auch gerüschte Ärmel gestalten.
Nähe den Ärmel an dein Wickelshirt und wiederhole das Ganze auf der anderen Seite.
Je nachdem, welche Variante du gewählt hast, schließt du nun auch die Ärmel- bzw. Seitennaht.
Wenn du einen Durchlass für die Bänder möchtest, lässt du den Teil in der Seitennaht frei. Allerdings solltest du ihn dafür unbedingt versäubern und/oder stabilisieren. Ist dein Wickelshirt mit beiden Vorderteilen, Ärmeln und Rückenteil zusammengenäht, bügelst du die Nahtzugaben innen schön flach auseinander. Und auch den Ärmel bügelst du schön flach, damit er sich schön an seine Form anpasst.
Wickelbänder anbringen
Wenn du deine Bändern zum Wickeln in verschiedene Abschnitte geteilt hast, nähst du sie von breit zu schmal zusammen. Dafür kannst du dich auch an der vorgebügelten Mitte orientieren. Lege dafür die Abschnitte rechts auf rechts zusammen. Hinterher bügelst du die Nahtzugaben flach. So entstehen möglichst glatte Übergänge.
Anschließend halbierst du das lange Band längs im Stoffbruch und legst den Stoff wieder rechts auf rechts. Wenn du nun die untere Kante zusammennähst entsteht ein Schlauch.
Aber Achtung: Lasse unbedingt eine Seite offen. Über diese wendest du deine Wickelbänder. Wenn du noch einen Gummi in den Rückenteil einziehen möchtest, ist auch eine kleine Öffnung in der Mitte der beiden Bänder ratsam. Dort kannst du später dein Gummiband einziehen.
Anschließend nähst du die Enden der Bänder an die beiden verlägernten Vorderteile.
Wenn du einen Gummi am Rücken einziehen möchtest, bringst du die Bänder unter deinem Rückenteil an.
Dafür legst du legst du das Band rechts auf rechts an dein Rückenteil. Wenn du das Band am Ende zu einer Spitze laufen lässt, achte darauf, dass diese später unten ist. Solltest du keine spitz zulaufenden Bänder haben, wähle die rechte Seite deines Wickelbands nach deinen Belieben aus.
5. Optional: Schrägband anbringen und Gummi einnähen
Für einen professionellen Look nähst du passendes Jersey-Schrägband um die Säume. Das sieht nicht nur toll aus, so musst du auch die offenen Kanten nicht versäubern und umnähen. Natürlich kannst du es auch ohne Schrägband anfertigen.
Verwende das Jerseyband an allen offenen und von außen sichtbaren Kanten. Verschönere damit beispielsweise die Ärmel, den Wickelausschnitt und die Bänder.
Wenn du die Wickelbänder verbindest und unter dem Rückenteil annähst, ist ein Gummiband eine tolle Option für einen lässigen Look. Das figurformende Gummiband betont noch einmal deine Taille. Wickel dein Shirt mit überkreuzten Bändern oder der Führung durch den Durchlass für einen klassischen Wickel-Look. So gestaltest du dir dein Shirt, wie es dir gefällt!
Und nun heißt es für dich: Ran an den Kleiderschrank, schmeiß die Nähmaschine an und erfinde deine Lieblingsteile neu!
Pst! Noch mehr Tipps zum Schnittmuster abändern und anpassen findest du in dem unseren spannenden Büchern. Wie wäre es zum Beispiel mit diesem hier:
Wir haben hier den ersten Teil und den zweiten Teil für Sie: „Schnittmuster von Kleidung kopieren – Teil 1„, „Jacke kopieren: Schnittmuster von Kleidung kopieren – Teil 2„